Derzeit werden in Berlin die Haushaltsmittel verhandelt. Dabei steht auch die Finanzierungzusage von zwei der insgesamt sechs geplanten Pavillons entlang der Karl-Marx-Allee zur Debatte. Der Rat für die Künste berichtet hierzu:
"In den aktuellen Haushaltsverhandlungen sind Mittel für zwei Pavillon-Bauten auf der Karl-Marx-Allee in Berlin-Mitte gestrichen worden. Im Zuge der UNESCO-Weltkulturerbe-Bewerbung sollte eine Komplettierung der ursprünglichen städtebaulichen Planung der Karl-Marx-Allee erfolgen und sechs Pavillons zwischen Alexanderplatz und Schillingstraße errichtet werden. Für zwei Pavillons ist die Finanzierung bereits seit 2019 vorgesehen. Jetzt sind sowohl die 1,5 Millionen Euro, die für 2024 und 2025 für die Bauplanungsunterlagen von der Kulturverwaltung im Haushalt eingestellt waren, als auch die Verpflichtungserklärung über die Mittel für den Baubeginn in Höhe von 9.176.000 Euro per Antrag der Fraktionen CDU und SPD gestrichen worden (Einzel-plan 08, Kapitel 0810 / Titel 89201 im Entwurf und Änderungsantrag Nr. 12). Mit dieser vergleichsweise geringen Investition sollten zwei von sechs geplanten Pavillons entstehen. Der Bund hält an dem Bau eines dritten Pavillons fest. Berlin streicht nun 3000 qm Raum für Kultur in öffentlicher Hand, obwohl der Planungsstand weit vorangeschritten ist und die Koalition ihre Absicht erklärt hat, Räume für Kultur in innerstädtischer Lage mit langfristig günstigen Mieten zu sichern, um den drängenden Flächenbedarf für Kunst und Kultur zu bedienen – womit nicht zuletzt der Erhalt der sich in privater Hand befindlichen Uferhallen gerechtfertigt wurde. Die nun geplanten Mittelkürzungen bedeuten de facto einen Planungsstopp für dieses wegweisende Projekt nachhaltiger Kulturförderung in Berlin.
Betroffen von den Streichungen sind vor allem der mitgliederstärkste Kunstverein in Deutschland, die nGbK – neue Gesellschaft für bildende Kunst und das Werkbundarchiv – Museum der Dinge – Berliner Kulturinstitutionen, die erst kürzlich aufgrund der prekären Mietsituation ihren langjährigen Standort in der Kreuzberger Oranienstraße 25 verlassen mussten. Ihre Situation ist ein weiteres Beispiel dafür, wie notwendig das Schaffen von sicheren und bezahlbaren Kulturräumen in Berlin ist. Und wie sehr die Schaffung von Räumen in öffentlicher Hand eine kulturelle Zukunftsvorsorge ist. Kultur braucht langfristige Perspektiven, keine Zwischenlösungen. Insbesondere für kleinere Institutionen ist eine nachhaltige räumliche Situation auch eine Frage der Existenzsicherung. Es war geplant, dass die Wohnungsbau-gesellschaft Berlin-Mitte (WBM) als Grundstückseigentümerin die Rolle der Bauherrin in einem neuen Pilot-projekt unter Bedarfsträgerschaft der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt übernimmt. Mit dem Land Berlin sollte in Folge ein langjähriger Mietvertrag zu einem kostengünstigen Miet-preis abgeschlossen werden. Durch die Mittelstreichungen droht einem seit mehreren Jahren vom Land Berlin, dem Bezirk Mitte, der WBM, von Architekten und den Kulturinstitutionen erarbeiteten Konzept für Kultur auf der Karl-Marx-Allee das AUS. Damit ist auch ein zentrales Projekt der kulturellen Stadtentwicklung in Berlins Mitte gefährdet. Die öffentliche, kulturelle Bespielung der unter Denkmalschutz stehenden, jedoch stark durch Verkehr belasteten Achse zwischen Straußberger und Alexanderplatz ist ein Ziel des Konzepts. Insbesondere der historisch aufgeladene Stadtraum der Karl-Marx-Allee braucht Kultur-institutionen, die eine künstlerische und kulturhistorische Auseinandersetzung mit der Geschichte und Gegenwart Berlins ermöglichen.
Wir, der Rat für die Künste, fordert die Abgeordneten daher auf, die Mittel für die Hochbau-maßnahme der Pavillon-Bauten in der Karl-Marx- Allee als Zeichen einer Zukunftsvorsorge für Kultur in Berlin beizubehalten.
Sabine Kroner und Oliver Baurhenn – Sprecher*innen Rat für die Künste Berlin"